orpheus.news

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Primavera Driessen Gruber



Workshop 'Vermittlung.Exil.Musik'
Montag 13. November 2017, 10-12 Uhr
MICA, Stiftgasse 29, 1070 Wien

Ein Workshop von orpheus.news und MICA /music austria in Kooperation mit dem Archiv der mdw

Konzept: Primavera Driessen Gruber

Der Workshop bietet interessierten LehrerInnen, Musik- und LiteraturvermittlerInnen sowie allen an der Exilforschung und –vermittlung Interessierten die Möglichkeit, über die konkret vorgestellten Projekte hinaus Materialien, Arbeitsmethoden und Fragestellungen der Vermittlung von Exil und Musik bzw. Literatur kennenzulernen. Daneben ist der Workshop auch als Kick-Off für eine engere Vernetzung und Zusammenarbeit der ProtagonistInnen von Exilforschung, Exilvermittlung und der interessierten LehrerInnen gedacht.


Podiumsteilnehmer:
Mag. Sabine Reiter, MICA / music austria
Projekt ‚Orpheus.Klangwege’
Mag. Dietmar Flosdorf, mdw
Projekt ‚Vertrautes im Exil – eine Klangspurensuche
Arno Aschauer, Institut für Film & Systemisches Storytelling
Filmausschitte ‚Wiedersehen mit Brundibar’
Dr. Konstantin Kaiser, Theodor Kramer Gesellschaft
‚Grenzüberschreitungen: Didaktische Materialien zur Exilliteratur
Erwin Strouhal, Archiv der mdw
Projekt ‚Richard Stöhr’ und Archiv der mdw

Anmeldung bis 8. November 2017 unter office@orpheustrust.at


Newsletter Oktober 2017

Liebe Mitglieder und FreundInnen von orpheus.news / Orpheus Trust, sehr geehrte InteressentInnen,

der Verein orpheus.news hat sich zur Aufgabe gestellt, das österreichische Musik-Exil der NS-Zeit bleibend in das Gedächtnis heutiger und zukünftiger Generationen zu verankern. In unregelmäßigen Abständen erhalten Sie dazu unseren ausführlichen Newsletter. Für eilige LeserInnen, und wenn Sie am Laufenden bleiben wollen: Unsere website www.orpheusnews.at informiert regelmäßig und kompakt über Veranstaltungen und Neuerscheinungen zum Thema NS-verfolgter Musik.

Zunächst das Wichtigste: Am 13. November 2017, 10-12 Uhr veranstalten orpheus.news und MICA/music austria in Kooperation mit dem Archiv der mdw (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) einen Workshop ‚Vermittlung.Exil.Musik’ im MICA, Stiftgasse 29, 1070 Wien. Der Workshop bietet interessierten LehrerInnen, Musik- und LiteraturvermittlerInnen sowie allen an der Exilforschung und -vermittlung Interessierten die Möglichkeit, über die konkret vorgestellten Projekte hinaus Materialien, Arbeitsmethoden und Fragestellungen der Vermittlung von Exil und Musik bzw. Literatur kennenzulernen. Daneben ist der Workshop auch als Kick-Off für eine engere Vernetzung und Zusammenarbeit der ProtagonistInnen von Exilforschung, Exilvermittlung und der interessierten LehrerInnen gedacht. PodiumsteilnehmerInnen sind Mag. Sabine Reiter (MICA/music austria) zum Projekt Orpheus.Klangwege (http://klangwege.orpheustrust.at/index2_e.php), Mag. Dietmar Flosdorf, Lehrbeauftragter für Musikvermittlung an der mdw zum Vermittlungsprojekt Vertrautes im Exil – eine Klangspurensuche (http://www.musikzumanfassen.at/uni-exil/), Regisseur Arno Aschauer mit Ausschnitten aus seinem Film Wiedersehen mit Brundibar (https://www.youtube.com/watch?v=AWYLmeXtvpA), Dr. Konstantin Kaiser (Theodor Kramer Gesellschaft, Herausgeber von Grenzüberschreitungen: Didaktische Materialien zur Exilliteratur) und Erwin Strouhal zum Richard Stöhr-Projekt (mehr dazu weiter unten) und dem Archiv der mdw. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung bitte unter office@orpheustrust.at
Die nationalistischen Zuspitzungen und antisemitischen Codierungen in Teilen des politischen Vorwahldiskurses sowie die immer wiederkehrenden Debatten zu Migration und Integration fordern uns als (Musik)-ExilforscherInnen und -vermittlerInnen zu einer Stellungnahme heraus. Zwar gilt es, zwischen den Schutzsuchenden der heutigen Migrationsbewegungen und dem NS-Exil deutlich zu unterscheiden, aber es finden sich Überschneidungen. In beiden Fällen geht es um Inklusion und Exklusion, um ‚Sich zugehörig fühlen’, um Möglichkeiten, nach einer gewaltsamen Entwurzelung das Leben wieder in den Griff zu bekommen und es neu zu gestalten. Als ExilforscherInnen verfügen wir über profundes Wissen, wie und mit welchen Hilfestellungen von außen dies den österreichischen NS-Flüchtlingen – jeweils besser oder auch weniger gut – gelungen ist. Als ForscherInnen auf Musikgebiet wissen wir, über welche Ressourcen Musikschaffende verfügen, wie Musik als Resilienzfaktor wirken kann und dass die ‚Musikszene’ als Nische unter den freien Berufen Integration erleichtert. Aber es ist uns auch bewusst, welche unglaubliche Leistungen die ExilantInnen erbringen mussten, welche Hindernisse erschwerend gewirkt haben und welche Umstände einer Remigration entgegen standen. Und sogar ich als Verfasserin dieser Zeilen, eine privilegierte europäische Zuwandererin ohne Exilhintergrund, Gründerin des Orpheus Trust und Vorstandsmitglied von orpheus.news, kann nur allzu gut nachvollziehen, wie schwer es ist, in einem neuen Land Fuß zu fassen, sich Gehör zu verschaffen und Anerkennung zu finden.

Wir verfügen also über eine Expertise, die jederzeit auch von der österreichischen Politik abgerufen werden könnte ...

Die letzten Musik-Exilanten und Shoah-Überlebenden, die wir noch kennen lernen konnten, sind alt. Sie waren bereit, uns als Zeitzeugen zur Seite zu stehen. Wir konnten aus ihren Erfahrungen lernen; sie gaben uns Orientierung. Nun sind es ihre Nachkommen, die sich um die Weitergabe ihres Vermächtnisses und die Aufführung ihrer Werke kümmern. Wir stehen ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung und beantworten jährlich an die 100 Anfragen von ForschungskollegInnen und MusikerInnen. Wir wissen aber auch um die zahllosen Musikschaffenden, die weiterhin im Dunklen bleiben, weil sie in Konzentrationslagern getötet wurden, die Brüche der Vertreibung nicht bewältigen konnten, den Zugang zum Musikleben im neuen Heimatland nicht geschafft haben und / oder deren Namen und Schicksale (noch) nicht erforscht sind. Die Vorarbeiten der ursprünglich im Rahmen des Vereins Orpheus Trust von der Verfasserin initiierten Dokumentation, die in ein ‚Österreichisches Biographisches Handbuch der NS-verfolgten Musikschaffenden’ münden soll, gehen aber dem Ende zu. Die Publikation ist für 2018 vorgesehen.

Mit dem Generationenwechsel in der Exilmusik ist auch eine solche im Vorstand des Vereins orpheus.news einher gegangen. Die
Vorstandsmitglieder Dr. Heinz Lunzer und Dr. Felix Mayrhofer-Grüenbühl sind in den Beirat gewechselt. Wir danken sehr herzlich für ihre langjährige Unterstützung! Mit den neuen Vorstandsmitgliedern Mag. Sabine Reiter (MICA/music austria), Dr. Judith Deak (Wiener Konzerthaus, derzeit in Karenz) und dem Beiratsmitglied Mag. Lisa Farthofer, einer angehenden Musiktherapeutin (ebenfalls in Karenz) erfolgte auch eine Neuorientierung unserer Arbeit, in der neue Vermittlungsformen für die von NS-Verfolgung betroffenen Musikschaffenden und ihr Schaffen erkundet und erprobt werden. Ansätze dazu lieferte die von Dr. Lynne Heller und dem Archiv der mdw vorbereitete Ausstellung „Nun bin ich Musiker mit Ernst und ohne Reue“ – Der Komponist und Pädagoge Richard Stöhr. Die Ausstellung wird am 14. Dezember 2017 um 18.00 Uhr in der mdw mit einem Konzert mit Werken Stöhrs eröffnet (Eintritt frei, Anmeldung arc-stoehr@mdw.ac.at) und wird danach in der Aula der mdw zu sehen sein. Auf Initiative von orpheus.news und MICA/music austria und in Kooperation mit dem Archiv hat Mag. Dietmar Flosdorf das Vermittlungsprojekt „Vertrautes im Exil – eine Klangspurensuche“ entwickelt. Stöhrs 90jährige Tochter Hedi Ballantyne wird anlässlich der Ausstellungseröffnung aus den USA nach Wien kommen und mit ihm ihre ehemalige Schule, die Evangelische Mittelschule am Karlsplatz besuchen. Als Zeitzeugin steht sie in den ersten Dezemberwochen für weitere Schulbesuche zur Verfügung (Information und Anmeldung unter office@orpheustrust.at). Für Schulklassen besteht noch im Dezember oder Jänner 2018 auch die Möglichkeit einer Kuratorinnenführung durch die Ausstellung (Anmeldung archiv@mdw.at).  

Als Kooperation von orpheus.news mit der FrauenAG der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung (öge) und dem Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) wird Dr. Lynne Heller am 12. Dezember 2017 um 18 Uhr im IWK, Berggasse 17, 1090 Wien ein Podiumsgespräch mit Hedi Ballantyne führen. Der Eintritt ist frei.

Die Bestände des Orpheus Trust im Archiv der Akademie der Künste Berlin sind inzwischen zur Gänze online abrufbar. Hilfe bei Bestellungen erhalten Sie bei Dr. Werner Grünzweig, info@adk.de.

Eine finanzielle Unterstützung für den ehrenamtlich arbeitenden Verein orpheus.news ist immer willkommen. Spenden über € 50,- werden auf Wunsch namentlich erwähnt. Wir freuen uns über kleinere und größere Spenden auf das Konto des Vereins orpheus.news bei der Erste Bank, IBAN: AT82 2011 1296 3098 6000, BIC: GIBAATWWXXX.
Abschließend möchten wir Sie auf die vom 18. bis 20. Oktober 2017 stattfindende Tagung Doing Gender in Exile der mit uns verbundenen FrauenAG der öge, bei der sich auch ein Panel mit Musik befasst, und auf die Tagung der uns ebenfalls nahe stehenden Theodor Kramer Gesellschaft, in Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, „Autobiographik von Exil, Widerstand, Verfolgung und Lagererfahrung“ vom 23. bis 25. November 2017 hinweisen. Auch der Tagungsband der öge „Exilforschung: Österreich. Leistungen, Defizite und Perspektiven“, herausgegeben von Evelyn Adunka, Primavera Driessen Gruber und Simon Usaty, soll noch in diesem Herbst beim Mandelbaum Verlag erscheinen.
Wir freuen wir uns auf ein baldiges Wiedersehen!
Primavera Driessen Gruber für orpheus.news, im Oktober 2017


Jahresbericht Verein orpheus.news 2016

Wir trauern um unseren Freund, den Ehrenpräsidenten des Vereins Orpheus Trust, Moshe Jahoda (geb. 14. Mai 1926 Wien, gest. 18. Oktober 2016 Tel Mond). Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Vertreter der jüdischen Opferorganisation Claims Conference hat er sich als Cousin des Komponisten Fritz Spielmann mit ganzer Kraft für den Verein Orpheus Trust in Wien eingesetzt. Gemeinsam mit seinem anderen Cousin Walter Marc Gregory und dem damaligen Wiener Kulturstadtrat Dr. Peter Marboe hat er den Fritz Spielmann Fonds des Orpheus Trust begründet, der zahlreiche ForscherInnen und MusikerInnen bei ihren Projekten, Leben und Werk verfolgter Musikschaffenden zu erforschen und dem Vergessen zu entreißen, finanziell unterstützt hat. Sein Einsatz für Gerechtigkeit wird uns ein Leitbild bleiben.

Mit Yitzchak (Eduard) Barsam ist am 3. Januar 2016 einer der letzten Exil-Komponisten aus Österreich in Haifa gestorben. Der Politiker und Sportfunktionär Alfred Gerstl, der sich in seiner Jugend seinen Lebensunterhalt auch als Sänger verdiente, verstarb am 15. November 2016 in Graz.

Vereinsstruktur
Das Vereinsjahr 2016 wurde benutzt um einen Generationenwechsel im Vorstand anzubahnen. Auf Vorschlag von Primavera Driessen Gruber wurden ehemalige Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen des Orpheus Trust als Vorstandsmitglieder des Vereins orpheus.news vom Vorstand kooptiert. In der Generalversammlung vom 14. November 2016 wurden Mag. Sabine Reiter (MICA-music austria) und Dr. Judith Deak (Wiener  Konzerthaus, zur Zeit Karenz) bestätigt und zur Kassierin bzw. Schriftführerin gewählt; Mag. Lisa Farthofer –Schmidt (Ausbildung zur Musiktherapeutin, früher Wiener Konzerthaus), die zur Zeit ebenfalls in Karenz ist, wurde Mitglied des Beirats. Sie nehmen inzwischen wichtige Positionen im Musikleben Österreichs ein bzw. sind dabei sich neu zu orientieren. Wir freuen uns über diesen jungen Zuwachs aus dem ‚alten’ Orpheus-Team und über ihre Bereitschaft, den Verein orpheus.news aktiv mitzugestalten.
Wir bedanken uns bei den scheidenden Vorstandsmitgliedern, die in guten und weniger guten Zeiten an unserer Seite gestanden sind und freuen uns, dass sie dies auch weiterhin als Beiratsmitglieder tun wollen. Der Beirat, der bisher keine Mitglieder hatte, wird den Vorstand in konkreten Fragen beraten.

Aus der Arbeit der Vorstandsmitglieder
Reinhard Kapp wurde als ordentlicher Professor an der mdw emeritiert. Er hat zuletzt u.a. einen Symposiumsbericht „Wiener Schule und Alte Musik“ herausgegeben und arbeitet an weiteren Projekten und Publikationen zum Thema NS-verfolgter Musikschaffender (René Leibowitz, Arnold Schönberg, Leopold Spinner, Hans Swarowsky, Josef Trauneck).
Die von Heinz und Victoria Lunzer initiierte Tagung ‚Soma Morgenstern – Von Galizien ins amerikanische Exil’ in Toulouse hatte indirekt zur Folge, dass auf Initiative von Georg Deutsch und in Anwesenheit des Sohnes von Soma Morgenstern, des Jazzhistorikers Dan Morgenstern, eine Gedenktafel am Wohnhaus von Soma Morgensterns in der Wiener Belvedèregasse enthüllt wurde. Primavera Dreissen Gruber arbeitet weiter am Österreichischen Handbuch der NS-verfolgten Musikschaffenden, das im Herbst 2018 erscheinen soll. Bisher konnten über 6.700 verfolgte Musikschaffende mit einem österreichischen Hintergrund und 20.000 ihrer Werke dokumentiert werden.
Wir gratulieren Gerhard Scheit, der von der Theodor Kramer Gesellschaft mit dem Theodor Kramer Preis für Schreiben im Exil und im Widerstand 2016 ausgezeichnet wurde.

Die website des Vereins orpheus.news wurde von Primavera Driessen Gruber durchgehend aktualisiert; die englische Version der Jahresberichte 2015 und 2016 wird nachgetragen. Im Januar war sie anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages auf Einladung der ständigen Vertretung des Staates Israel bei den Vereinigten Nationen (Wien) Teilnehmerin einer Podiumsdiskussion im Anschluss an der Dokumentarfilmvorführung „The Return oft he Violin“ (IL 2012) im Rahmen des Filmfestivals ‚this human world’. Im Dezember nahm sie auf Einladung von Karin Wagner gemeinsam mit Reinhard Kannonier und Marie-Theres Arnbom an einer Podiumsdiskussion im Linzer Dorf-TV zum Thema Richard Tauber (Sendereihe ‚Tönende Ohnmacht’ von Karin Wagner) teil.
Der Entwurf zum Findbuch der Orpheus-Bestände im Archiv der Akademie der Künste Berlin wurde von Primavera Driessen Gruber überarbeitet. Die Bestände sind über die website abrufbar.

Vermittlung und Vernetzung
Die SchülerInnen der Musikmittelschule Wiener Neustadt, die im Vorjahr anlässlich der Filmtage im Metro Kino Kultur Haus die Zeitzeugin Greta Klingsfeld kennen gelernt und sie in die Schule eingeladen hatten, brachten in Kooperation mit der Josef Matthias Hauer-Musikschule Wiener Neustadt die Kinderoper Brundibár zur Aufführung. Ein Film von Arno Aschauer über dieses Projekt war im November im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals im Metro Kino Kulturhaus zu sehen.
Primavera Driessen Gruber war im November als Gast des Musikethnologen Simha Arom in Düsseldorf anlässlich der Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom 1938. Simha Arom wurde von der Stadt Düsseldorf und Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt und trat als Zeitzeuge in mehreren Schulen auf. Der Film, ‚Simha’ von Jerome Blumberg erlebte in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf seine deutschsprachige Premiere mit deutschen Untertitel von Georg Beck, der durch die Buchpublikation ‚Douce France? Musik-Exil in Frankreich’ auf Simha Arom aufmerksam geworden war. Insgesamt sind dies gute Beispiele, wie Vermittlung und Vernetzung funktionieren können, und wie einzelne Projekte schrittweise weiter ausstrahlen und langfristig wirksam bleiben.

Primavera Driessen Gruber

 

 



Karl Alwin

   

 


 


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